Special Nr. 5: Die Rückkehr der Klassiker

Achtung! Die nachfolgenden Texte bezogen sich auf die "Rückkehr der Klassiker" im Jahre 1999! Wer die Serie "Die Originale" sucht, findet diese in Special Nr. 12.

Im Jahre 1999 begann BMG Ariola Miller damit, einige unsere liebgewonnenen Europa-Hörspiele nach und nach wieder auf den Markt zu bringen. Hierbei wurden sowohl Serien als auch Einzelhörspiele wiederveröffentlicht. Teilweise erfolgten erhebliche Änderungen an Cover, Musik oder Text, manchmal verbleibt aber auch alles beim alten.

Dies war Grund genug für die Redaktion der europa-vinyl.de, einen genaueren Blick auf die Klassiker, insbesondere natürlich die ehemaligen Vinylhörspiele, zu werfen. Aber auch ein paar andere Neuerscheinungen wurden einer genaueren Betrachtung unterzogen!

Zusätzlich versuchen wir, in einer Liste sämtliche lieferbaren Hörspiele zusammenzustellen. Diese Liste könnt ihr euch hier ansehen. In folgende, damals neu aufgelegte Hörspiele haben wir für Euch 'reingehört. EIn Klick auf den Hörspielnamen öffnet den Kommentar.
Gullivers Reisen

Machen wir uns nichts vor: Wenn's um den Osten geht, sprechen einige Westler noch immer abschätzig von "Dunkeldeutschland" und wettern über den Soli-Zuschlag für "die da drüben". Sie ahnen nicht, dass die Steuer für den schleppenden Aufbau auch dortzulande auf den Lohnzetteln steht. Schon längst haben westdeutsche Großkonzerne Ost-Betriebe geschluckt und so aus dem Konkurrenz-Verkehr gezogen. Wirtschaftliche Erfolgsstories aus Neufünfland à la "Rotkäppchen"-Sekt sind so rar wie Schnee auf Mallorca. Umso erstaunlicher, dass unter der Flagge eines Ost-Labels eine West-Produktion quasi annektiert wurde: "Gullivers Reisen", von "Europa" 1974 produziert, taucht nun bei "Litera Junior" wieder auf. Das Label brachte zu DDR-Zeiten hochwertige Hörspiele heraus - neben Märchen auch so spannende Umsetzungen aus der Literatur von J. F. Cooper, Robert Louis Stevenson, Jules Verne oder auch Kurt Tucholsky. Einige der Klassiker werden ebenso wie bei "Europa" neu aufgelegt.

Und nun also gibt's bei "Litera" auch noch Zuwachs von draußen: Unverändert sind die 42 Minuten, bei denen Heikedine Körting Regie führte, als die Mauer noch für klare Verhältnisse sorgte. Die gute Frau hat jedoch schon Besseres produziert. Die Story um den Reisenden zwischen Lilliputanern und Riesen wirkt blutleer und lieblos heruntergerattert. Scheint so, als seien damals die Geräusch-Tonträger verschollen gewesen - die Szenen werden von einer sehr dürftigen Klangkulisse umgeben. Durch die fehlende Untermalung bleibt ein Graben zwischen Sprechern und Hörern. Langeweile pur. Ausgerechnet die sonore Stimme Wolfgangs Kielings wird auf Donald-Duck-Tempo beschleunigt, um für den König der Zwerge herzuhalten. Und das Organ von Peter Kirchberger in der Titelrolle dringt oft übersteuert aus den Boxen.

Das einst bunte Cover wurde von "Litera Junior" durch eine sparsam Kolorierte Federzeichnung ersetzt, die wohl die Nähe zur "großen" Literatur herstellen soll. Das ist aufgegangen, ändert aber natürlich nichts am Ausbleiben des Hörvergnügens. Schade. Soll nun niemand vermuten, die geballte West-Arroganz hätte mit "Gullivers Reisen" dem Osten nur ein ungeliebtes Stiefkind aus der Hörspiel-Welt aufs Ohr gedrückt. I wo - "Litera Junior" ist nämlich nicht mehr wirklich Osten. Sondern gehört längst zur unübersichtlichen Gruppe des Beschallungs-Giganten BMG. Ein Schelm, der Böses dabei denkt...

Mark Daniel

Erhältlich z.B. bei Amazon als CD.
Link zum EUROPA-Hörspiel

Hänsel und Gretel

Man glaubt, man steht im Wald: Die Eule ruft unheilvoll, der Wind rauscht, Düsternis macht sich breit … Nein, kein Edgar Wallace, nur Hänsel und Gretel. Wobei das kindlichen Gemüt ein "nur" nicht kennt, denn es ist ja wahrlich angsteinflößend, dieses Märchen der Grimm-Gebrüder, deren Botschaft wohl lauten sollte: Knabbert keine fremden Häuschen an! Oder: Geht nie zu nah an einen Backofen!

Scherz beiseite: Was hier wiederveröffentlicht wurde, entspringt der Europa-Reihe "Märchenparade". Mit Hans Paetsch (natürlich) als Erzähler, Stephan Chrzescinski und Susanne Wulkow als Geschwisterpaar. Die sehr gute Produktion hat alles, um das Kopf-Kino in Gang zu setzen: Ticken der Standuhr, Knirschen auf Waldboden, Feuergeknister. Und vielleicht ist es gut, dass die Hexe (Eva Fiebig) nicht derart gruselig wispert wie ihr Pendant auf der FASS-Produktion anno 1968 - die kann selbst dem Ex-Pubertären noch eine Gänsehaut über den Rücken schicken.

In dieser Europa-Fassung hat der Hilfeschrei der fiesen Alten aus dem Backofen beinahe einen komischen Anstrich. Und für alle, die Schauspieler Volker Lechtenbrink kennen, gibt's ein Bonmot aus dem Land Absurdistan: Ausgerechnet der Schauspieler mit dem sonoren Bass leiht der Ente ein recht helles Quaken.

Die CD/MC komplettiert "Frau Holle", ebenfalls der "Märchenparade" entnommen. Wiederum braucht Paetsch nur den Erzählermund aufzumachen, um in die halbvergessene Märchenwelt zu entführen. Und wiederum bezaubert eine exzellente Inszenierung, in der prominente Stimmen wie die von Katharina Brauren, Joachim Wolff, Horst Stark oder Andreas von der Meden auftauchen. Und trotzdem: Klingt Konrad Halver in der ersten "Europa"-Version von 1967 nicht ein wenig flehentlicher als Wolff, der alte Hahn (Heike Kintzel) einen Hauch witziger als jener des Herrn von der Meden? Ansichtssache, aber durchaus möglich, dass Nostalgiker die betagtere Version als die charmantere bevorzugen - auch wenn der Erzähler nicht Paetsch hieß.

Irritierend wirkt bei der Wiederveröffentlichung auf alle Fälle der Schluss: Obwohl Pechmarie gerade die schwarze Pampe übergekübelt bekam, motzt und grantelt sie weiter. Von Läuterung keine Spur - davon schrieben die Brüder Grimm allerdings keine Zeile. Also bitteschön: Wenn schon Märchen mit Moral, dann ruhig den pädagogischen Zeigefinger richtig ausfahren - und keinen Ast durchs Gitter stecken. Stimmt's, Hänsel?

Mark Daniel

Unsere Bewertung:


Zu bestellen z.B. bei Amazon als CD

Wir warten auf Weihnachten

Eigentlich eine schöne Idee, die BMG Miller da hatte: Ein paar populäre Sprecher auf einem neuen Europa-Geschichten-Sampler zu vereinen und unter dem Titel "Wir warten auf Weihnachten" unters Volk zu werfen. Scheinbar der ideale Spagat, um Kinder beim Anblick der CD im Kaufhaus-Regal erfolgreich quengeln zu lassen - und die Europa-Nostalgiker zu animieren. Wirk ja auch magisch, wenn das Cover neben dem schönen bunten Bildchen mit den Namen Will Quadflieg, Horst Frank und Hans Paetsch klingelt. Und umsatzversprechend!

Leider verschleierte dem Unternehmen wohl das Dollarzeichen in den Augen den Durchblick. Schön und gut, was da in 21 Tracks aufgedröselt wurde. Nur die Gestaltung der Scheibenverpackung ist mit der Bezeichnung hingerotzt noch liebevoll umschrieben. Hinter keinem der Titel steht der Name der Sprecher - für die zweite Zielgruppe schonmal schwer verzeihlich. Mit ein paar Auszügen aus früheren Märchenplatten und hauptsächlich neuen Aufnahmen pendeln die Weihnachtsschmeckerchen hin und her zwischen "Schneeflöckchen, Weißröckchen", "Advent bei den Mäusen", "Der eigensüchtige Riese" oder "Sterntaler".

Kenner machen Brigitte Kollecker als Sprecherin aus. Und natürlich ist ein Wiederhören mit Will Quadflieg immer schön. Das raspelnde Grusel-Organ eines Horst Frank irritiert hingegen: Da unterwandert die Stimme gewordene Apokalypye die "Frohe Botschaft". Nach ein paar Stücken macht sich Ungeduld breit: Wir warten nicht auf Weihnachten, sondern auf Hans Paetsch! Nach der Hälfte der CD wächst das Grummeln, vor den letzten Titeln grollt der Hörer - und am Schluss steht pure Fassungslosigkeit: Entgegen der Käufer-Köderung auf dem Cover bleibt das Erlebnis Paetsch aus! Also eher "Warten auf Godot", denn der kommt bekanntlich auch nicht.

Bleibt nur eins fürs Haus BMG: Knecht Ruprecht, ein paar Rutenschläge bitte!

Mark Daniel

Unsere Bewertung:



Oliver Twist

Er nörgelt wieder über die "stinkige Wassersuppe", bittet folgenreich um Nachschlag, flüchtet vor Prügel, Kälte und Banden-Terror: "Oliver Twist" gehört zu den bislang noch raren Wiederveröffentlichungen aus dem Ur-Repertoire von Europa - auf CD und Cassette. Produziert vor über 30 Jahren, gehört das Hörspiel zu den spannendsten aus dem Hause Miller.

Beruhigend für Nostalgiker: Das Cover blieb nahezu unverändert, nur ein blassgelber Rahmen umzingelt die Zeichnung, auf der Oliver vor Fagin und seinen Klein-Ganoven davonläuft. Und natürlich weiß der Rechte-Inhaber BMG, mit welchem Pfund er zu wuchern hat: Der Vermerk "Mit Hans Paetsch" dürfte auch denen das Portemonnaie öffnen, die "Oliver Twist" nicht im Regal hatten, aber die berühmteste Stimme des (West-)Deutschen Hörspiels lieben.

Auch akustisch bleibt alles beim Alten, das Original wirkt unverändert. Warum auch, wenn der Hörer bei dieser Version sofort mitten in der Atmosphäre der traurig-schönen Geschichte vom Waisenjungen mit der rätselhaften Vergangenheit steckt? Dank Teller- und Besteck-Klappern sitzt man neben Oliver in der Kantine und streift später durch die Straßen Londons, auf denen Pferdehufe trappeln.

Der Charme bleibt also - und die wenigen Dinge, die gegen die Produktion einzuwenden sind: Denn natürlich ist die Geschichte in 42 Minuten nur erzählbar, wenn sie brutal gerafft wird. Was Regisseur Konrad Halver tat. Die vielen inhaltlichen Verflechtungen auseinanderzuklamüsern, ist lediglich mit gespitzten Ohren möglich. Und mit zarten sechs Jahren ("Für alle von 6 bis 99") kaum zu schaffen. Leider gerät ausgerechnet die Hauptfigur ins Hintertreffen: Oliver Röhricht als Twist taucht zu selten auf. Schau(hör)spielerisch fällt eigentlich nur Ingo Eggers als Jack Dawkins aus dem Rahmen, der den kindlichen Taschendieb arg gekünstelt gibt.

Trotz alledem: immer wieder spannend, dieser "Oliver Twist", nicht zuletzt dank der alten Haudegen Horst Beck (als Fagin) und Katharina Brauren (Mrs. Maylie). Bliebe nur noch ein Wort zur optischen Gesamtgestaltung des Wiederkehrers. Die könnte nämlich liebevoller sein. Sprecherliste, Inhaltsangabe, nochmal dieselbe Abbildung wie vorn, das war's. Eine kleine Fotogalerie der Stimmgeber von damals hätte eine Verbeugung vor Paetsch und Co. sein können. Schade.

Mark Daniel

Unsere Bewertung:



Der kleine Lord

"Ich dulde nicht, dass er einer gewöhnlichen Katze hinterläuft!" Wohl niemand sonst kann soviel Missmut, Arroganz, Verschnupftheit und Autorität in diesen Satz legen wie er: Hans Paetsch als Graf von Dorincourt in "Der kleine Lord"! Natürlich wird die Sprecher-Legende zuallererst als Erzähler irrsinnig vieler Geschichten geliebt. Geht's um eine Rolle als Sprecher, fällt flugs der Name Intschu-Tschuna, dem er in "Winnetou I" seine Stimme lieh. Sein hörspielerisches Paradestück aber liefert er hier ab. Einfach großartig, mit welcher Geringschätzung er den "Schuhputzer-Dick" ausspricht, wieviel verletzter Stolz mitschwingt, wenn er von seinem verweichlichten Hund Dougal als "preisgekrönte Dogge" spricht. Oder wie entrüstet er auffährt, als der kleine Cedric erwähnt, Gemischtwarenhändler Mr. Hobbs möge keine Grafen. Wahrlich, Paetsch hätte ruhig noch ein bisschen länger herummuffeln können.

Hobbs wiederum wird perfekt als Gegenentwurf zum schwerreichen Nörgler inszeniert: Franz-Josef Steffens wettert gegen die "Ristokraten" und wünscht sich, "die adelige Mischpoke würde einfach in die Luft gesprengt, jawoll".

Wie schön, dass das Hörspiel von 1976 endlich wieder zu haben ist. Denn diese "Europa"-Produktion von Heikedine Körting kann es tatsächlich mit der Kult gewordenen 1980er Verfilmung des "Kleinen Lords" aufnehmen (auch wenn der akustische Graf eher schrullig ist und Alec Guinness mehr den verbitterten alten Herrn gibt).

Einen Wermutstropfen muss man allerdings in Kauf nehmen: das Cover. Schon die Gestaltung vor 32 Jahren war nicht wirklich ein optischer Leckerbissen, doch die jetzige plumpe Farb-Illustration saust derb an Stil und Botschaft der wunderbaren Geschichte Francis Burnetts vorbei. Und auch diese Neuauflage lässt Fotos - geschweige denn Infos - zu den Sprechern vermissen.

Mankos, die fix vergessen sind beim Hören von Stephan Chrzescinski als herzerweichender Lord Fauntleroy, der den Grafen mit seiner kindlich-natürlichen und menschenfreundlichen Art verzaubert. Lediglich an einer Stelle verschenkt er ein ganz großes Gefühl: Als Dorincourt ihm vorschlägt, "Goldstück" (zauberhafte Reinhilt Schneider!) solle vom Ulmenhof ins Schloss ziehen, kommt sein Satz "Großvater, ich glaube ich muss gleich weinen" nicht wirklich aus dem Innersten.

Schwamm drüber. "Der kleine Lord" ist nicht mehr Flohmarkt-Spitzeln oder Internet-Auktionsfreaks vorbehalten. Grund zum Jubeln!

Mark Daniel

Unsere Bewertung:



Commander Perkins (1)

Der Auftakt zu einer der besten Scince-Fiction-Hörspielreihen fällt vergleichsweise gemächlich aus. Zu sehr ist Autor H.G. Francis noch damit beschäftigt, dem Hörer die Protagnoisten vorzustellen und die Geschichte selbst in's Rollen zu bringen. Die erste Begegnung mit den Weganern verläuft relativ harmlos, zu einfach können Ralph und Hoffmann den Weganern entfliehen. Der Dimensionsbrecher ist natürlich zum richtigen Zeitpunkt aktiviert.

Ein bisschen erinnert mich die erste Folge von Commander Perkins an die erste Folge der Drei ???. Nein, nicht etwa wegen des Inhalts. Wie bei den Drei ???, so habe ich auch hier den Eindruck, daß an den Beginn einer starken Serie ein eher durchschnittliches Hörspiel gestellt wurde. Wie uns die folgenden Teile zeigen werden, entwickelt sich Perkins zu einer ungewöhnlich starken SF-Reihe, Vergleichbares findet man auf diesem Hörspielsektor eher selten.

Vergleich Alt/Neu  Die 24 Jahre zwischen Produktion und Wiederveröffentlichung merkt man diesem Hörspiel nicht an. Leider kann man gleiches von der Folge 2 nicht mehr behaupten; die nämlich klingt mehr nach leicht übersteuerter Cassettenaufnahme. Teil 3 der Neuauflage hat dann wieder recht guten Klang. Woher diese qualitativen Unterschiede stammen, könnte uns wohl lediglich die Produktionsfirma selbst erklären...

Harald Lutz

Unsere Bewertung:



Larry Brent (1) Irrfahrt der Skelette

Larry Brent ist nach wie vor eine der gesuchtesten Hörspielreihen überhaupt. Und das aus gutem Grund! Selten findet man in einem Hörspiel, wie dem hier vorliegenden Auftakt zur Reihe, eine bessere Mischung aus Action, Grusel und Humor, den Bearbeiter Charly Graul immer wieder zur Auflockerung mit einbringt. Beim Hörer hinterläßt das Eindruck. Rasch wechseln Momente der Spannung mit denen der Heiterkeit, etwa wenn die beleibte Tischnachbarin beim Bösewicht wieder ihre Flirtversuche startet.

Ungewöhnlich in Hörspielen dürfte auch die dezent eingesetzte Erotik sein. Manchmal weniger, manchmal mehr und etwas unverhohlen ("zwei pampelmusen-große Rundungen") setzt die Hörspielbearbeitung dieses Mittel ein. Aber mit genau diesem Mittel trifft man den Hörer am meisten, wenn es von Erotik in nackten Horror übergeht, wie bei der Szene mit Ryan und Chantelle.

Die Sprecher aus dem EUROPA-Inventar bringen Höchstleistungen, allen voran Bösewicht Horst Frank. Einmal mehr zeigt Frank, daß zu einem ausgzeichneten Schauspieler auch ein erstklassiger Sprecher gehört!

Vergleich Alt/Neu  Mußte man vor 17 Jahren gezwungenermaßen zur Cassette greifen, zeigt sich heute, daß das Hörspiel in weit besserer Qualität aufgenommen wurde, als man es damals ahnen konnte. Wie bei den übrigen Klassikern auch, fällt das Design des Covers und der CD auf; hier hat die Konkurrenz noch aufzuholen. Fader Beigeschmack: Erneut wurden die Sprecher nicht mit aufgelistet. Schade!

Harald Lutz

Unsere Bewertung:



Macabros (1) Der Fluch der Druidin

Die Neuauflage des 17 Jahre alten Hörspiels bietet nach wie vor Hörvergnügen auf höchstem Niveau. Wenngleich die Produktionsfirma aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen einige Szenen wegschnitt, zählt Der Fluch der Druidin nach wie vor zu einem der besten Hörspiele, die das Studio EUROPA je verlassen haben.
Den Sprechern -leider sind diese nach wie vor nicht aufgeführt- merkt man in jeder Minute an, dass sie mit vollem Einsatz bei der Sache sind.

Bearbeiter Charly Graul schafft den gefährlichen Spagath, sehr lange Erklärungen mit gespielten Szenen zu verbinden. Bei vielen Hörspielen fallen zu lange Erklärungen oft unangenehm auf, schließlich soll es ein Hörspiel und keine Lesung sein. Hier aber hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, der Protagonist würde uns nur einfach etwas erklären; nein, er "lebt" die Erzählungen. Zu keiner Zeit herrscht Zweifel, ob Hellmark uns nun gerade etwas erzählt, oder ob wir wieder einer Szene lauschen, dies ist technisch stets hervorragend gelöst. Hellmarks Freundin Carminia Brado, die rassige Brasilianerin, wird bestens verkörpert von Katja Brügger; EUROPA-Urgestein Gisela Trowe ist einmal mehr glänzend aufgelegt.

Graul gelingt es, die parallel verlaufende Handlung stets spannend zu gestalten, obwohl man sich beim erstmaligen Hören sicher etwas schwer tut, ohne Erklärungen die verschiedenen Handlungsstränge nachzuvollziehen. Eine weitere Stärke des Hörspiels ist die Mischung aus Horror und Humor, letzteres bringt insbesondere Björn Hellmark in's Spiel.

Vergleich Alt/Neu  Im direkten Vergleich zur Version '83 sei noch folgendes zu vermerken. Das Hörspiel ist wirklich nahezu gleich geblieben. Der Einsatz neuer Musik ist sehr spärlich ausgefallen aber stets passend. Unsinnige Sätze wie Rathly's "Schon möglich, aber" wurden sinnigerweise entfernt. Etwas befremdlich wirkte auf mich allerdings das Herausschneiden von etwas ausführlicheren Beschreibungen der Szenerie: So muss sich die Druidin Kiuna Macgullygosh weniger Stiche mit dem Hexenstecher gefallen lassen und der Erzähler verzichtet neuerdings auf die exaktere Beschreibung, WIE Charles Clearwater nun die Leichen von Jeanny und Bryan Fieldshere wiederfindet...

Unter dem Strich ist die Wiederveröffentlichung sehr positiv zu bewerten. Der Klang der CD tut ein übriges zum Gesamterscheinungsbild. Den Flohmarkt-Händlern und eBay-Königen scheint hiermit das Handwerk gelegt!

Infos Warum sich Larry Brent stets höherer Beliebtheit erfreute als Macabros, kann ich mir eigentlich nur mit dem komplexeren Stoff erklären: Larry Brent Hörspiele sind jederzeit einzeln, voneinander unabhängig hörbar, während Autor Dan Shocker mit Macabros nach und nach ein Universum um diese Figur aufbauen will. Dies geschieht gerade in den zehn Teilen, die als Hörspiel herauskamen und endet leider mit dem Auftauchen der Figur des Pepe (Knochensaat). Von nun an geht es im Macabros'schen Universum erst richtig los - die Hörspiele sind hier leider zu Ende!

1983 startete diese Serie mit fünf Folgen, fünf weitere folgten. Charly Graul (=Douglas Welbat) schrieb nicht nur das Buch, er und Katja Brügger, die ja auch im richtigen Leben ein Paar sind, sprachen auch gleich die Hauptrollen!

Harald Lutz

Unsere Bewertung:



Sherlock Holmes (1) Der Hund von Baskerville

Peter Pasetti war wohl gerade mal wieder im Studio, um seinen Part für den Hitchcock in der Serie Die drei ??? einzusprechen. Im Zuge der gut laufenden Hörspiele für Erwachsene hatte man nun die Idee, Pasetti (wie schon Jahre zuvor für den Bayerischen Rundfunk) den Sherlock Holmes sprechen zu lassen. Wie man hört, eine gute Idee. Das Hörspiel selbst - gespickt mit typischen EUROPA-Sprechern wie Franz-Josef Steffens oder Douglas Welbat - erreicht gutes Niveau, kann aber an die Edgar-Wallace Hörspiele nicht heranreichen. Etwas zu glatt spulen die Sprecher ihr Pensum herunter, da hätte die Regisseurin öfter eingreifen können.

Unter dem Strich sicher kein enttäuschendes Hörspiel. Das Studio EUROPA setzt Musik und Geräusche wieder einmal passend ein, die Klangqualität eines 17 Jahre alten Hörspiels trotz allem beachtlich. Das trotzdem "nur" ein GUT dabei herausspringt, liegt vielleicht auch daran, dass das Thema "Holmes" nun wahrhaftig kein neues mehr ist - möglicherweise war das auch schon damals der Grund, dass es die Serie nur auf vier Folgen brachte.

Harald Lutz

Unsere Bewertung: