Special Nr. 4: Die "Firma" EUROPA
Von Amerika nach Quickborn
Im Jahr 1961 gründete David Miller in Amerika eine kleine Schallplattenfirma. Unter dem Label "somerset" wurden zunächst Einspielungen des aus dem norddeutschen Raum stammenden Orchesters "101 Strings" zu revolutionär günstigen Preisen veröffentlicht. Besagtes Orchester war speziell für die von Miller geplanten Aufnahmen gegründet worden. Der erwartete Erfolg stellte sich schnell ein, und so sollte dieses Konzept nun auch auf dem deutschen Markt ausprobiert werden.v.l.n.r.: Harald E. Kirsten, Geschäftsführer, und die drei Firmengründer David L. Miller, Dr. A.E. Beurmann und Dr. W. Wille |
Märchenhaft
Bereits ein Jahr (1966) später schuf man im Hause Miller die "EUROPA Kinderserie", eine Reihe von Sprachproduktionen, die Märchen und Abenteuer in Hörspielform präsentierte. Was heute nur noch einen geringen Anteil am Markt der Unterhaltungsindustrie ausmacht, war damals eine Revolution: "vorgelesene Bücher" und das dazu noch aus dem Lautsprecher heraus!. In vielen Familien als "elektrische Großmutter" verpönt, mußte sich die Hörspielplatte ihren Weg in die Kinderzimmer erst erkämpfen.Dr. Beurmann hatte in dieser Zeit eine Gruppe von Hamburger Bühnenschauspielern um sich versammelt und produzierte in regelmäßiger Folge Vertonungen bekannter Buchvorlagen. Regie führte Beurmanns damalige Freundin Sieglinde Dziallas, die unter dem Pseudonym "Claudius Brac" bekannte Sprecher und Schauspieler wie Hans Paetsch, Benno Gellenbeck, Peter Folken, Horst Fleck und Marga Massberg zu Höchstleistungen trieb. Die Hörspielbearbeitungen erfolgten durch Dr. Beurmann und Sieglinde Dziallas.
Nach dem plötzlichen Tod von Sieglinde Dziallas um 1968 übernahm Knall auf Fall Konrad Halver ihre Aufgaben, verfaßte Hörspiel-Skripte und führte Regie. Unter seiner Federführung entstanden ca. 75 Hörspiel-LP's, die sich für die nächsten Jahrzehnte auf den Plattentellern in deutschen Kinderzimmern drehen sollten.
Als Konrad Halver um 1972 das Haus Miller verließ, folgte ihm als Bearbeiterin und Regisseurin Dagmar von Kurmin, welche das EUROPA-Sortiment um zahlreiche Karl-May-Produktionen erweiterte. Während der Kurminschen Zeit veröffentlichte Miller ca. 15 Hörspielproduktionen.
Inzwischen hatte Dr. Beurmann eine aufstrebende Juristin kennengelernt, die sich dann ab 1973 ans Regiepult setzte: Heikedine Körting. Seit dieser Zeit unermüdlich Hörspiele produzierend erfolgte 1985 der obligatorische Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde: über 1.200 Höspiele waren in den vergangenen zwölf Jahren unter ihrer Regie entstanden, das Hörspiel hatte seinen Zenit erreicht, dokumentiert durch viele Goldene Schallplatten, aber auch Platin.