Dracula trifft Frankenstein (LP 1979)
mit
Dracula und Frankenstein, die Blutfürsten (LP 1981)
mit
Dracula und Frankenstein, die Blutfürsten (CD 1999)

Stefan Schmidt fertigte die Transkription des Hörspiels "Dracula und Frankenstein, die Blutfürsten" an. Diese wurde von Sven Haarmann durch den Versionenvergleich zu der ursprünglichen Fassung ("Dracula trifft Frankenstein") und zur überarbeiteten Version (seit Mai 1999 im Rahmen der "Rückkehr der Klassiker" auf MC und CD erhältlich) ergänzt; erstmals entstand somit ein doppelter Versionenvergleich. Dabei galt es nicht nur, sich mit den verschiedenen hinzugefügten Musiken (oftmals im Hintergrund einer Szene) herumzuschlagen, sondern auch ganz genau in die Dialoge zu hören, denn sowohl 1981, als auch 1999 gingen die Bearbeiter mit einer erstaunlichen Akribie vor. Man griff nicht oft ein, wählte jedoch oftmals Passagen, die einer Bearbeitung gar nicht bedurften. Aber das dürfte der geneigten Leserschaft bereits hinlänglich bekannt sein ...


 

Die Faustregel zum Lesen der Hörspielabschrift:

 
Da diesmal drei Versionen eines Hörspiels miteinander verglichen wurden, mußten die Passagen, in denen etwas entfernt oder hinzugefügt wurde, auch zeitlich voneinander zu unterscheiden sein.

• Eingriffe, die man bereits 1981 vornahm, als das Hörspiel für die Gruselserie aufbereitet werden sollte, wurden dunkelrot gefärbt, während die Bearbeitungen anläßlich der "Rückkehr der Klassiker" (1999) blutrot gehalten sind - diese Wunden sind halt noch frisch ...

• Wie bereits gewohnt, sind die Partien, die weggeschnitten wurden, fett, aber auch durchgestrichen. - Jene Ergänzungen, die in der vorherigen Fassung fehlten, also neu hinzukamen, wurden in der Transkription unterstrichen.

Alle Klarheiten beseitigt? Na, dann ist es wohl höchste Zeit für ein Beispiel:

 
Eireen: Was willst du in der Bibliothek? Warum gehen wir nicht ins Eßzimmer zurück, oder noch besser, warum gehen wir nicht gleich zum Auto!?
Tom: Vielleicht, vielleicht gibt es so etwas wie eine Schloßchronik, Eireen, wenn du recht hast und dies das Schloß des Grafen Dracula ist ...
(Tür wird knarrend geöffnet und schwingt kurz in den Angeln; eine Uhr tickt.)
Tom: ... wenn das so ist, dann muß es Aufzeichnungen über ihn geben.

1981 wurde die Wiederholung "wenn das so ist" herausgeschnitten. 1999 strich man nicht nur die zweite Doppelung innerhalb von Horst Franks Satz ("vielleicht"), sondern man beraubte auch, wohl um den 1981 vollzogenen Schnitt zu glätten, die Tür um einige Quietschlaute. Wie fragte Tom Fawley doch so schön: "Geht das nicht ein bißchen zu weit ...?" - Wie dem auch sei, hier ist noch ein Beispiel:

 
Dracula: Vergessen Sie es. Es war geschmacklos. Ich verschließe den Sarg.
(Sargdeckel wird mit einem Knall geschlossen.)

Warum auch immer: 1981 setzte man noch einen Knall drauf.

Sprecher und Stab

Erzähler Karl Walter Diess
Tom Fawley Horst Frank
Eireen Fawley Brigitte Kollecker
Wirt Benno Sterzenbach
Dr. Stein Hans Paetsch
Dr. Finistra Johanna Wegener
Humunculus Ernst von Klipstein
Graf Dracula Gottfried Kramer
Hemator Volker Bogdan [Schrei aus "Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen" • E 285]
Dorfbewohner Werner Cartano [Satzkonserven aus "Winnetou 1, 3. Folge" • E 134]

Buch: H. G. Francis
Produktion und Regie: Heikedine Körting
Musik und Effekte: Bert Brac / Tonstudio EUROPA
Eine Studio EUROPA-Produktion
Künstlerische Gesamtleitung: Dr. Beurmann

 

Seite 1

  (Musik.)
  (Musik: "Intromusik der Klassiker".)
   
Erzähler: Unser Bericht von der schicksalhaften Begegnung Frankensteins mit dem Grafen Dracula beginnt in einem Gasthof. Tom Fawley und Eireen Fox, Reporter aus London, saßen beim Abendbrot im ersten Stock des Hauses. Die Tür in der Nähe, die zum Balkon führte, stand offen.
  (Im Hintergrund: Grillenzirpen, Partygelächter und Wirtshausmusik; im Zimmer: Geschirrklappern; Tom gießt sich ein Glas ein.)
Tom: (singt) Didadii dadadadaadadaaa ...
Eireen: (gähnt lautstark)
Tom: (schluckt) Ahh, das Zeugs ist gut!
Eireen: Ach ja, ich glaub', es wird Zeit für mich. Morgen ist ein anstrengender Tag.
Tom: Hm-h ... du willst mir ganz sicherlich auf diese charmante Art und Weise zu verstehen geben -
Eireen: ... daß deine Gesellschaft heute nicht gerade kurzweilig ist? Ja.
Tom: Oho, aha!
Eireen: Tommylein! Dein Vortrag über die unterschiedliche Freßlust sommerlicher Mücken war nun wirklich keine Sensationsdarstellung!
Tom: (lacht)
Eireen: (gähnt erneut) Außerdem ist es spät genug ...
Tom: Ich sprach nicht von Freßlust, sondern von Blutdurst.
Eireen: Ah ja?
Tom: (knurrt)
  (Leise: Knarrendes Holz, etwas bröckelt.)
  Moment mal ...!
Eireen: Ach, ich geh' ins Bett. Gute Nacht.
Tom: Ja, wart' doch mal ...
Eireen: Tommylein ...
Tom: Da war irgend etwas ...
Eireen: Laß das doch! In diesem langweiligen Gasthof passiert bestimmt nichts, was uns interessieren könnte.
Tom: Ich habe aber etwas gehört. Es war da draußen auf dem Balkon.
Eireen: (spöttisch) Soll ich nachsehen, ob Graf Dracula da draußen sitzt? Du, das wär nicht unmöglich. Immerhin sind wir hier in Transsylvanien.
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Tom: Eireen, du bist albern. Ich ...
  (Leise: Erneute Bröckelgeräusche.)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Hemator: (schreit)
Tom: Da!
Eireen: (erschrickt) Ein Mann! Er ist an unserem Balkon vorbeigefallen!
  (Sie rennen auf den Balkon; die Grillen sind lauter zu hören.)
Tom: Da unten liegt er ...
Eireen: Oh, mein Gott.
Tom: Ist aber jemand bei ihm. (ruft) He, Sie! Sie, was machen Sie denn da!?
Dr. Finistra: (kaum hörbar) Hihihihihi !
Eireen: Sie! Laufen Sie doch nicht weg!
Tom: Komm, wir gehen nach unten ... oder willst du jetzt vielleicht immer noch schlafen?
  (Schritte.)
Eireen: Ach, rede keinen Unsinn! Ich gehe mit nach unten. Oder glaubst du, ich möchte auch vom Balkon gestoßen werden!?
Tom: Langsam, Eireen, langsam, langsam, langsam; durch nichts ist bewiesen, daß der Mann gestoßen wurde. Er kann ja auch gesprungen sein.
Eireen: (stöhnt)
  (Tür wird geöffnet, Schritte auf einer Treppe.)
Tom: Nun komm schon.
  (Die Musik übertönt die Schrittgeräusche fast.)
  (Grillenzirpen wird lauter, ab und an erklingen unheimliche (künstlich verlangsamte?) Nachtgeräusche, ein Rabe krächzt des öfteren; Schritte im Kies, Gemurmel mehrerer Leute.)
Eireen: Ist er wirklich tot?
Wirt: So tot, wie nur jemand sein kann, der keinen Kopf mehr hat!
Tom: Keinen Kopf? Mann, Sie scherzen!
Eireen: (erschrickt)
Wirt: Das wäre ziemlich unpassend.
  (Ein Käuzchen ruft.)
  Sehen Sie doch selbst!
Eireen: Mein Gott!
Dorfbewohner: Das kann man sich doch nicht vorstellen ...
Tom: Tatsächlich. - (schluckt und knurrt nachdenklich) Der Kopf fehlt ...
Dorfbewohner: Das darf doch nicht wahr sein!
Eireen: (erschrickt)
Wirt: Und auch die rechte Hand! Der Mörder hat sie ihm abgeschnitten.
Tom: Geben Sie mir mal die Taschenlampe.
Wirt: Bitte.
Tom: (angeekelt) Abgeschnitten wie mit einem Skalpell ... Eireen, sieh' dir das an. Das ist dieser Mensch gewesen, den wir gesehen haben.
Wirt: Es war jemand bei dem Toten hier unten im Hof?
Eireen: Allerdings! Haben Sie sein Lachen nicht gehört? Oh, das war entsetzlich!
Wirt: Jemand hat den Mann von dem Balkon dort gestoßen.
Tom: Nein - nein! Nicht von dem vor der Gaststube, sondern von dem darüber. Wir haben direkt an der Balkontür gesessen; wir haben beobachtet, wie er an uns vorbeistürzte.
Wirt: Von dem dort oben? Unmöglich!
Eireen: Warum sollte das unmöglich sein?
Wirt: Weil die Tür zum Balkon vernagelt ist. Ich selbst habe sie vor einigen Jahren verschlossen, damit niemand auf den Balkon gehen kann.
Eireen: Der Balkon ist baufällig?
Wirt: Eben deshalb!
Tom: Irgendwie muß der Mann ja auf den Balkon gekommen sein, bevor sein Mörder ihn heruntergestoßen hat.
Wirt: Kommen Sie mit! Wir sehen nach.
Tom: Gute Idee.
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
  (Schritte auf Kies, Tür wird knarrend geöffnet, ein Käuzchen ruft.)
Wirt: Hier. Diese Treppe hoch. Sie führt direkt dorthin.
  (Schritte auf Holztreppe.)
  Durch diese Türe noch, dann können Sie es schon sehen.
  (Eine Tür wird aufgeschlossen und geöffnet.)
Eireen: Da bin ich gespannt! Der Mann muß die Tür aufgebrochen haben.
Tom: Du meinst, er hat sich die Mühe gemacht, die Tür zum Balkon aufzubrechen, um sich dann in die Tiefe zu stürzen? Eireen, er hätte es leichter gehabt, wenn er aus einem Fenster gesprungen wäre.
Eireen: (sauer) Hach!
  (Schritte.)
Wirt: Falls ihm niemand geholfen hat. - Da! Sehen Sie? Die Tür ist vernagelt! Man kann sie gar nicht öffnen!
Tom: Hm. Eine andere Möglichkeit, auf den Balkon zu kommen, gibt es nicht?
Wirt: Keine!
Eireen: Er ist aber von diesem Balkon gestürzt, das steht fest! Er liegt genau darunter.
Wirt: Ich kann mir das nicht erklären. Es ist unbegreiflich.
Tom: Es muß aber eine Erklärung geben. Ja - es muß! Und vermutlich ist sie ganz einfach.
Wirt: Es gibt keine! So wie es für viele Dinge keine gibt, die hier in diesem Lande passieren.
Eireen: Hoppla, hoppla! Da richte ich doch gleich meine Lauscherchen auf. Was geschieht hier denn sonst noch so?
Wirt: Spotten Sie nicht. Verlassen Sie dieses Land lieber so schnell wie möglich! Es ist besser für Sie.
Tom: Einem Wirt, der mir eine solche Empfehlung gibt, bin ich noch nie begegnet.
Wirt: Ich meine es gut mit Ihnen. Dieses Land ist verflucht! Es ist das Land des Grafen Dracula! Gehen Sie, bevor es zu spät ist ...
  (Schritte.)
Eireen: Moment mal! Wo wollen Sie denn hin?
Tom: So bleiben Sie doch!
Eireen: Weg ist er. Komischer Kauz.
Tom: (rätselnd) Eireen, er hat Angst. Das sieht man ihm an.
Eireen: Also, ich gebe zu, daß ich mich auch nicht gerade wohlfühle in meiner Haut. Immerhin läuft hier noch ein Mörder frei herum und dazu noch einer, der seine Opfer verstümmelt.
Tom: Ja ... Ja, aber wir werden ihn nicht fassen. Ist ja auch nicht unsere Aufgabe. Gute Nacht!
Eireen: Gute Nacht? Tom! (Sprechpause) Du kannst doch jetzt nicht ins Bett gehen!
Tom: (gähnend) Doch, ich kann. Warum sollte ich das nicht können?
Eireen: Tom, du darfst mich nicht allein lassen. Nicht mit einem Mörder!
Tom: (spöttisch) Der ganz versessen darauf ist, dich auch umzubringen? Eireen, Mädchen, zu einem Mord gehören zwei, ein Mörder und ein Opfer. Beide verbindet das Mordmotiv! Und glaubst du, daß irgend jemand ein Motiv haben könnte, d-
Eireen: Oh, Tom!
Tom: Jaja, was wolltest du hören?
Eireen: Tom, wenn es nun Dracula war ...
Tom: (spöttisch) Ts, den gibt's doch gar nicht; das sind doch Ammenmärchen, Eireen, nichts weiter.
Eireen: Ist dir eigentlich aufgefallen, daß der Tote da unten ganz alte Kleider trägt? Kleider, die schon längst nicht mehr in der Mode sind?
Tom: Das kannst du ihm doch nicht zum Vorwurf machen.
Eireen: Esel! Ich meine, diese Sachen sind sehr alt, vielleicht hundert Jahre oder mehr? Sie sind grau und verstaubt.
Tom: Ja, ein Mord ist ja keine Modenschau und der Tote kann tragen, was er will, auch ganz alte Klamotten. Also: Gute Nacht!
  (Schritte.)
Eireen: Du bist ein kaltherziges Ungeheuer!
Tom: Dafür bist du ein Schatz! Gute Nacht!
Eireen: Tom!
  (Tür wird geschlossen.)
  Verdammt noch mal ... Tom!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein und begleitet die folgende Harfenmelodie.)
  So eine Gemeinheit! Läßt mich einfach allein! Warte, mein Lieber, das zahl' ich dir heim!
   
  (Musik.)
   
Erzähler: Tom Fawley ging ins Bett. Er kümmerte sich nicht um die Untersuchungen der Polizei. Am nächsten Morgen tauchte er ausgeschlafen und vergnügt wieder auf.
  (Tür wird geöffnet, Schritte.)
Tom: (pfeift und singt:) Eireen, guten Mohorgen! - Ich hoffe, du hast gut geschlafen, mein Schatz! - Hee, hee, was ist denn los? Bist du immer noch sauer?
Eireen: Der Tote ist verschwunden.
Tom: Ja, die Polizei hat ihn mitgenommen.
Eireen: Eben nicht. Er ist ver-schwun-den. Hier, sieh' selbst. Auf diesen Tisch hatte man ihn gelegt.
Tom: Der Tisch ist leer.
  (Tür wird geöffnet, Schritte.)
  (fröhlich) Ah, da ist ja auch der Herr Wirt! Guten Morgen!
Wirt: (mürrisch) Morgen!
Eireen: Jetzt ist der Tisch leer!
Tom: Ja, der Tisch ist leer und staubig. - Sagen Sie, wer war der Tote eigentlich? Hat man das schon herausgefunden?
Wirt: Nein.
Tom: Dann war er also kein Gast?
Wirt: Nein. Diesen Mann hab' ich nie gesehen! Ich weiß nicht, wie er ins Haus gekommen ist und ich weiß nicht, wo er geblieben ist.
Tom: Er kann sich ja nicht in Luft aufgelöst haben.
Wirt: In diesem verfluchten Land ist alles möglich ...
Tom: Auch daß sich jemand in Luft auflöst, so einfach so pch-pch-pch?
Wirt: Nein! Aber daß er zu Staub zerfällt ... Der Tisch war gestern blank und sauber. Ich habe ihn selbst gewischt, und jetzt ...
Eireen: Sie übertreiben!
Wirt: Der Tote hat vor dem Fenster gelegen. Als die ersten Sonnenstrahlen ihn trafen, zerfiel er zu Staub. So wie es seit eh und je mit allen Vampiren geschieht.
Tom: Sagten Sie -
Eireen: Vampire?
Wirt: Das sagte ich! Mein Gott, wenn man doch endlich dieses verfluchte Schloß Mordabrunn abbrennen würde!
Eireen: Äh, was hat das Schloß damit zu tun?
Wirt: Sie wissen nichts, überhaupt nichts!
Tom: Ja, allerdings nicht, natürlich nicht, woher sollten wir auch etwas wissen, wenn hier alle schweigen? Und vermutlich werden Sie uns auch nichts über das Schloß und seine Bewohner sagen.
Wirt: Kein Wort kommt über meine Lippen! Haben Sie etwa vor, das Schloß zu besuchen?
Eireen: Das haben wir!
Wirt: Das wäre Ihr Ende! Niemand ist je vom Schloß zurückgekehrt, seitdem dort ...
Tom: Seitdem dort ... was?
Wirt: Nichts! Gar nichts! Ich sage nichts mehr!
  (Schritte.)
Eireen: So laufen Sie doch nicht gleich weg! Bitte bleiben Sie! ...
  (Tür wird geschlossen.)
Tom: (schmunzelt) Ja, von dem hören wir auch nichts mehr. (lacht) Also ... bleibt uns nichts anderes übrig, als zum Schloß zu fahren und diesen, diesen Doktor, wie heißt er? ... Stein zu besuchen.
Eireen: Richtig! Von mir aus können wir sofort fahren, ich habe schon gefrühstückt.
Tom: Ja, aber ich noch nicht, und ohne Frühstück verlasse ich diesen gastlichen Ort nicht, also: Du mußt schon noch ein wenig warten.
Eireen: Wie immer.
   
  (Musik.)
   
Erzähler: Kurz darauf brachen Tom Fawley und Eireen Fox auf.
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
  Sie glaubten, bald beim Schloß zu sein, doch sie irrten sich. Der Weg dorthin war lang und selbst mit dem Auto beschwerlich. Sie erreichten das Schloß erst am Abend.
  (Das Auto rollt auf einem Kiesweg aus, der Motor wird abgestellt.)
Tom: Endlich! - Da! Schloß Mordabrunn! Nicht schlecht, wie?
Eireen: Hm. Bißchen düster, findest du nicht auch?
Tom: Also, mir gefällt's!
  (Sie steigen aus; heulender Wind, einige Vögel singen noch, wiederum erklingen ab und an unheimliche (künstlich verlangsamte?) Nachtgeräusche, ein Rabe krächzt hin und wieder; Schritte auf Kies.)
  Ausgestorben. Nirgendwo ist Licht.
Eireen: Klingel' doch mal.
Tom: (klingelt zweimal) Nichts. Bleibt alles ruhig. Scheint niemand da zu sein. Hallo! (lauter) Haallo!? - Dr. Stein!?
Eireen: Tommy? Laß uns mal da drüben sehen. Vielleicht gibt es einen Nebeneingang.
Tom: Hm ...
  (Schritte auf Kies.)
  Ist auch verschlossen. (klopft) He, hallo - hallo, Dr. Stein?
Eireen: Komisch, komisch. Dr. Stein weiß doch genau, daß wir kommen. Und so spät ist es nun auch wieder nicht. Ob er in der Kapelle dort ist? Da brennt Licht.
Tom: Kerzenlicht. - Naja, vielleicht ist er da. Komm, wir sehen nach.
  (Schritte auf Kies; Tür wird knarrend geöffnet.)
  Die Tür ist nur angelehnt ...
Eireen: (ruft) Ist da wer?
Tom: (ruft ebenfalls) Hallo! - Ist niemand da ... Ich seh' nur Särge. Und Gerümpel.
Eireen: Irgend jemand muß die Kerze doch angezündet haben.
Tom: Ja, es ist aber niemand da ...
Eireen: Sieh mal. Da ist eine Treppe, die führt nach unten.
Tom: Vermutlich direkt in die Hölle.
Eireen: Quatsch!
Tom: Ja, warum? Eireen, es heißt, daß die alten Fürsten, die alten Fürsten in diesem Lande sehr sehr gute Beziehungen hatten nach oben - und nach unten!
Eireen: Hör auf mir dem Unsinn!
  (Schritte.)
  Hee! He, wo willst du hin?
Tom: Ich seh' mal nach, wohin diese Treppe geht. Vielleicht ist Dr. Stein hier unten.
Eireen: Hm ... bestimmt hat er die Kerze angezündet. (ruft) Ich komme mit!
  (Schritte.)
Tom: Hier ist schon wieder ein Sarg.
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Eireen: Er ist offen.
Tom: (kichert) Bereitsein ist alles. Man ist gerüstet auf Schloß Mordabrunn für alle Fälle.
Eireen: Du, du, warte mal, warte mal. Sieh' dir den Sarg an. Er ist mit Seide ausgeschlagen.
Tom: Ja sicher, und?
Eireen: Und!? So selbstverständlich ist das ja nun auch nicht. Außerdem hat bis vor kurzem noch jemand darin gelegen.
Tom: (lacht) Eireen, du spinnst.
Eireen: Nein nein nein, bestimmt nicht, sieh' doch: Der Abdruck des Körpers zeichnet sich ganz deutlich ab.
Tom: Hm. Naja ... das ist -
Eireen: Und das ist noch gar nicht so lange her! Hier am Rand ist Staub und dort in der Mitte ist kein Staub. Wer auch immer in dem Sarg gelegen hat, er war noch vor einigen Stunden darin.
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Tom: Ach was, das gibt's doch gar nicht, das ist doch -
Dracula: (kommt aus dem Hintergrund) ... nichts als ein schlechter Scherz!
Eireen: (erschrickt) Was ist das? ... wer ist da?
Dracula: Vergessen Sie es. Es war geschmacklos. Ich verschließe den Sarg.
  (Sargdeckel wird mit einem Knall geschlossen.)
Eireen: Äh ... wer - we-wer, wer sind Sie?
Dracula: Ich bin Graf Cula, der Herr über Schloß Mordabrunn.
Eireen: Oh ...!
Tom: Angenehm! Wir sind von der Presse. Dr. Stein hat uns eingeladen, er will mit uns über seine wissenschaftliche Arbeit sprechen.
Dracula: Dr. Stein? Dieser Mann ... (räuspert sich leicht angesäuert)
Eireen: Es kommt jemand!
Tom: Ja, das wird Dr. Stein sein; Graf Cula, wir - Wo ist er denn?
Eireen: Er ist weg! Aber - das gibt's doch gar nicht. Er war doch eben noch hier!
Tom: Also, ich habe mich nur umgedreht und zur Treppe gesehen, in diesem Moment kann er doch gar nicht verschwunden sein.
Eireen: Er ist aber verschwunden! Ja, oder siehst du ihn noch?
Tom: Nein, aber ... komm wir gehen wieder nach oben.
  (Schritte.)
Eireen: (erschrickt) Du! - Da ist jemand auf der Treppe.
Tom: (ruft) Dr. Stein, sind Sie es?
Dr. Stein: Ich bin Dr. Stein! Allerdings! Hoffentlich können Sie mir erklären, was Sie hier unten zu suchen haben!?
Eireen: (atmet erleichtert aus)
Tom: Ja, ich bin sehr froh, daß wir Sie gefunden haben, Doktor. Wir sahen das Licht und da glaubten wir, daß Sie hier seien. Das ist Miss Eireen Fox und ich bin Tom Fawley.
Dr. Stein: Ach, so ist das ...
Eireen: Wir haben eben schon mit Graf Cula gesprochen.
Dr. Stein: Graf Cula? Sie müssen sich irren, auf dem Schloß wohnt niemand außer mir und meiner Assistentin Dr. Finistra.
Tom: Aber hier war jemand, Doktor, der sich Graf Cula nannte.
Dr. Stein: So ... Na schön, wenn Sie's sagen ... aber lassen wir das. Kommen Sie mit mir ins Schloß. Hier ist es zu ungemütlich, kommen Sie! Seien Sie meine Gäste.
  (Schritte.)
   
  (Musik.)
  (Musik.)
   
Erzähler: Dr. Stein führte seine Gäste ins Schloß und bewirtete sie. Dabei gab er ihnen eine Reihe von Informationen über seine wissenschaftliche Arbeit, von der er hoffte, daß sie ihn auf der ganzen Welt bekannt und berühmt machen werde.
Eireen: Sie haben also den Humunculus, den künstlich in der Retorte entstandenen Menschen geschaffen, wenn ich Sie richtig verstanden habe, Dr. Stein?
Dr. Stein: Sie haben mich richtig verstanden, Miss Fox!
Tom: Aber wo liegt der Sinn, Doktor? Die Welt krankt an der Überbevölkerung, und Sie wollen jetzt auch noch auf dem künstlichen Wege Menschen entstehen lassen, haben wir nicht schon genug Menschen?
Dr. Stein: Der Mensch, der in meinem Labor entstanden ist, wird über Fähigkeiten verfügen, die alles übertreffen, was sich die Menschen heute vorstellen können!
Eireen: Ein Übermensch soll es werden?
Dr. Stein: Vielleicht? Der Homo Superior oder der Homo Futura? Der irgendwann den Homo Sapiens ablösen wird, so wie er sich in uns darstellt.
Tom: (nickt nachdenklich) Ja, und wie weit sind Sie mit Ihrer Arbeit, Doktor? Ich meine, ist der neue Mensch schon fertig? Kann er auf eigenen Beinen stehen?
Dr. Stein: Sie sollen ihn sehen! Meine Assistentin wird Sie begleiten.
  (Ein Glöckchen klingelt dreimal.)
  Sie wird gleich hier sein.
  (Tür wird knarrend geöffnet, Schritte.)
  Ach, da ist sie schon. Darf ich bekanntmachen? Das ist Frau Dr. Finistra. Miss Fox und Mr. Fawley von der Zeitung.
Dr. Finistra: N'Abend!
Dr. Stein: Finistra, zeige unseren Gästen das Forschungsobjekt!
Dr. Finistra: Wenn es sein muß!
Dr. Stein: Es muß sein! Wir brauchen die Mitarbeit der Presse, wenn wir das Ergebnis unserer Forschungsarbeit auf der ganzen Welt bekanntmachen wollen.
Dr. Finistra: Sie müssen es ja wissen! Also: Kommen Sie!
Eireen: Danke, Dr. Finistra. Sagen Sie, haben wir uns nicht schon einmal gesehen?
Dr. Finistra: Nicht, daß ich wüßte!
Eireen: Es kann nicht lange her sein, und Ihre Stimme -
Dr. Finistra: Sind Sie meinetwegen hier?
Eireen: Nein.
Dr. Finistra: Also, lassen wir das!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein; eine weitere Musik beginnt zeitgleich.)
  Kommen Sie, ich hab' nur wenig Zeit!
Dr. Stein: Wir sehen uns später ...
  (Tür wird geschlossen.)
Dr. Finistra: Das Labor ist im Keller. Hier entlang!
Eireen: Danke.
  (Tür wird knarrend geöffnet und geschlossen, Schritte.)
  (flüsternd) Und ich kenne sie doch, Tom!
Tom: Ach, was, halt'n Mund! - Wir sind da!
  (Tür wird geöffnet; Laboratmosphäre: Brodeln und eletronisches Fiepen, tickende Uhr.)
Eireen: Er liegt unter einem Tuch. Ein wahrer Riese. Er ist bestimmt über zwei Meter groß.
Dr. Finistra: 2 Meter und 11 Zentimeter! Noch ist er nicht belebt. In spätestens zwei Tagen aber wird er sich erheben und frei herumlaufen, so wie Sie und ich.
Eireen: Das ist kaum vorstellbar.
Tom: Der ist wirklich in der Retorte gewachsen? Nicht im Mutterleib?
Dr. Finistra: Er stammt aus der Retorte! Vollständig! Das heißt, kleine Korrekturen waren nötig. Einige Operationen, Sie verstehen?
Tom: Lassen Sie mal sehen. Nehmen Sie das Tuch ab?
Dr. Finistra: Selbstverständlich.
Eireen: (erschrickt) D- ... das ist ...
Dr. Finistra: ... nicht gerade eine Schönheit. Die Narben wirken entstellend, aber das macht nichts!
Eireen: Die Hand!
Dr. Finistra: (kreischt) Was ist damit!?
Eireen: Äh, nichts ... nichts ... ich - dachte nur ...
Tom: Eireen, beruhige dich, Dr. Stein hat uns doch erklärt, wie dieses Wesen entstanden ist.
Eireen: (erregt) Entschuldigen Sie, Dr. Finistra, ich ... ich muß nach draußen an die frische Luft ...
Dr. Finistra: Ist Ihnen schlecht?
Eireen: Ein wenig ... ja ja ... bitte, Tom, komm mit ...
Dr. Finistra: Gehen Sie nur, wenn Sie schwache Nerven haben! (lacht)
  (Tür wird geöffnet.)
Tom: Na los, Eireen, komm!
  (Tür wird geschlossen, Schritte.)
Eireen: (atmet aus)
Tom: Hier ist die Luft wirklich besser. Was ist los mit dir, du bist doch sonst nicht so empfindlich!?
Eireen: Laß uns sofort von hier verschwinden, Tom!
Tom: Werd' nicht gleich wieder hysterisch. Du zitterst ja am ganzen Leib, was hast du denn?
Eireen: Das ist ein Monster, Tom, nichts als ein Monster!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Tom: Ja!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein und geht am Ende der Szene in die frühere Musik über.)
Eireen: Und diese Hand!
Tom: Ja, was ist mit der Hand?
Eireen: Ja, bist du denn blind!? Es ist die Hand, die dem Ermordeten abgeschnitten worden ist!
Tom: Ist denn bei dir im Oberstübchen noch alles okay? Wie kannst du denn wissen, daß es die Hand ist? Du hast sie doch nie gesehen!
Eireen: Aber ich habe die andere Hand gesehen. Sie war ebenfalls schmal und sie hatte diese eigenartig spitz geschnittenen Fingernägel, genau wie diese!
Tom: (ungläubig) Aach! ...
Eireen: Und dann Dr. Finistra ...
  (Glas klirrt.)
Dr. Finistra: (kreischt schrill)
Eireen: Tom?
Dr. Finistra: (kreischt)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Eireen: Das ist im Labor!
Tom: Da müssen wir hin. - Schnell!
   
  (Musik.)
   
   
 

Seite 2

  (Musik.)
   
  (Schnelle Schritte.)
Eireen: Öffne die Tür! Dr. Finistra muß etwas zugestoßen sein!
Tom: Verdammt, dies Ding klemmt! Ah! - So jetzt!
  (Tür wird knarrend geöffnet; Laboratmosphäre.)
Eireen: (erschrickt) Oh Himmel, wie sieht das denn hier aus?
Tom: (ruft) Dr. Finistra, wo sind Sie?
Eireen: Sie ist weg! Vielleicht ist sie durch die Tür da gegangen.
Tom: Sie hat mit jemandem gekämpft. Dabei ist allerlei zu Bruch gegangen.
Eireen: Da! Der Schrank mit den Blutkonserven ist aufgebrochen worden!
Tom: Ja, tatsächlich. Und die Blutkonserven sind nicht mehr da.
Eireen: Oh, das ist verrückt! Wer stiehlt denn hier Blutkonserven? Hier gibt es doch nur Dr. Stein und Dr. Finistra, sonst niemanden!
Tom: Ja ja ja, aber einen, einen hast du vergessen! - Graf Cula!
Eireen: Graf Cula sollte Blut stehlen? - Tom!
Tom: Ja, was ist?
Eireen: Tom, begreifst du denn nicht?
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
  Dieser Mann heißt gar nicht Graf Cula!
Tom: Sondern?
Eireen: Dracula! Es ist Graf Dracula! Nur er kann das Blut gestohlen haben!
   
  (Musik: "Horror Theme".)
  (Musik, teilweise mit der "Intromusik der Klassiker" vermischt.)
   
Erzähler: In ihrer Angst und ihrem Entsetzen stellte Eireen Überlegungen an, die Tom Fawley nicht zu teilen bereit war, denn er war überzeugt, einer Sensation auf der Spur zu sein, und die wollte er sich nicht entgehen lassen. So verschloß er die Augen vor der Gefahr und versuchte, Eireen zu beruhigen.
  (Tom gießt sich ein Glas ein.)
Tom: Du möchtest doch nicht etwa auch noch was von diesem köstlichen Naß?
Eireen: (angeekelt) Uah! Wenn ich den Rotwein schon sehe, wird mir schlecht! Ich muß immer an Blut denken.
Tom: (lacht) Ach, Eireen, übertreibe nicht!
Eireen: Ach, ich möchte weg von hier, nichts wie weg.
Tom: Wir sind hier einer Sache auf der Spur, die auf der ganzen Welt -
Dr. Finistra: (schreit im Hintergrund)
Eireen: Hör doch!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Dr. Finistra: (schreit erneut im Hintergrund)
Eireen: Das ist Finistra!
Tom: Komm mit!
  (Stühle werden gerückt.)
Eireen: Wo willst du hin?
Tom: Ja, nach oben, wir müssen ihr helfen!
  (Tür wird knarrend geöffnet.)
  Schnell! Oder willst du hier alleine bleiben?
Eireen: Oh, du Schuft, auf keinen Fall!
  (Schritte.)
Tom: Von dort oben ist es gekommen!
Dr. Finistra: (schreit - näher)
Tom: Da, da ist es wieder! Los, die Treppe hoch!
  (Sie laufen die Treppe hinauf.)
Dr. Finistra: (schreit erneut)
Eireen: Jetzt ist es still.
Tom: (ruft) Dr. Finistra, wo sind Sie?
Eireen: Hinter dieser Tür könnte es gewesen sein!
Tom: Das werden wir gleich sehen!
  (Tür wird knarrend geöffnet, Schritte.)
Eireen: Oh - Dr. Finistra ... sie liegt auf dem Boden. - Ist sie ... tot?
Tom: Dr. Finistra!
Eireen: Oh -
Tom: (schlägt vorsichtig mehrmals auf ihre Backe) He, Doktor! Doktor Finistra?
Eireen: Tom! (leiser) Tom ... Tom, sieh mal ihren Hals! Jemand hat sie gebissen!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Dr. Finstra: (erwacht und lacht kichernd) Hihihihi - Dracula! Hahihihihihi! Es war Dracula, der Fürst der Dunkelheihihihihihit. Er - er hat es getahan! Hihihihihihihihihi!!!
Eireen: Oh, Tom! Tom, hör doch ...
Tom: Ja, ich bin ja nicht taub.
Eireen: Dieses Kichern, dieses Lachen! Ich habe es schon einmal gehört, es war gestern nacht im Gasthof! Nach dem Mord!
Tom: Wie, red' doch keinen Unsinn, Eireen!
Eireen: Doch doch! Ich bin mir dessen völlig sicher! Dr. Finistra ist die Frau, die den Toten verstümmelt hat. Dieses Lachen, ich ... (angeekelt) Hoahh, ich werd' das mein Leben nicht vergessen ...
  (Tür wird knarrend geöffnet.)
Tom: Psst!
  (Schritte.)
Dr. Stein: Was ist denn hier los? Finistra! Sie blutet ja ...!
Tom: Es sieht aus, Doktor, als hätte sie jemand gebissen.
Dr. Stein: Was reden Sie da? Gehen Sie!
Dr. Finistra: (kichert vor sich hin)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Dr. Stein: Ich werde Dr. Finistra versorgen, nun gehen Sie schon! Dr. Finistra braucht die Hilfe eines Arztes, keine Neugierigen!
Dr. Finistra: (kichert weiter)
Tom: Ja, ja, ist schon gut, Dr. Stein. Falls Sie uns suchen, wir sind unten in der Bibliothek.
Dr. Stein: Gut! Und jetzt gehen Sie; gehen Sie, bitte!
Tom: Ja, wir sind schon unterwegs!
  (Schritte, Tür wird geschlossen, Schritte.)
Eireen: Was willst du in der Bibliothek? Warum gehen wir nicht ins Eßzimmer zurück, oder noch besser, warum gehen wir nicht gleich zum Auto!?
Tom: Vielleicht, vielleicht gibt es so etwas wie eine Schloßchronik, Eireen, wenn du recht hast und dies das Schloß des Grafen Dracula ist ...
  (Tür wird knarrend geöffnet und schwingt kurz in den Angeln; eine Uhr tickt.)
  ... wenn das so ist, dann muß es Aufzeichnungen über ihn geben.
Eireen: Das ist mir egal! Ich verschwinde, bevor dieses blutrünstige Ungeheuer mir auch den Hals durchbeißt!
  (Die Uhr schlägt dreimal.)
Tom: Mach' die Tür zu, bitte!
Eireen: (sauer) Hast du Tomaten auf den Ohren!?
  (Tür wird geschlossen.)
Tom: (gelassen) Durchaus nicht, Schätzchen. Hier, hier ist die Chronik! (blättert im Buch) Wußte doch, daß es hier so was gibt.
Eireen: Ich will weg hier! Graf Dracula interessiert mich überhaupt nicht mehr!
Tom: (knurrt ignorierend, in das Buch vertieft) Aber nichts. Nichts über Vampirismus ...
Eireen: Sag' mal, hörst du mir überhaupt zu?
Tom: Nein.
Eireen: (atmet entnervt aus)
  (Dr. Finistra haut auf die Klinke, Musik setzt im Hintergrund ein, Tür wird knarrend geöffnet.)
Tom: (erfreut) Dr. Finistra! Sie sind ja schon wieder auf den Beinen!
Dr. Finistra: Wie Sie sehen!
Tom: Wir sehen uns gerade die Schloßchronik an.
Eireen: (erschreckt und verstört) Äh, wir hofften, etwas über Graf Dracula darin zu finden ...
Dr. Finistra: (kichert) Dracula! Dracula, der Untote! Das Wesen, das niemals sterben kann ...
Eireen: Was wissen Sie von Dracula?
Dr. Finistra: Fehler! Ich habe Fehler gemacht!
Tom: Sie haben Fehler gemacht, was ist geschehen? So reden Sie doch! (atmet ein) Hat Dracula Sie -
Dr. Finistra: Der Bote der Höllenhöhlen, Hemator, wird kommen und Dracula erlösen.
Tom: Hemator? Wer ist das bitte? Und wann wird er kommen?
Dr. Finistra: (kichert) Nein! (kichert) Er wird nicht kommen! Ich habe ihn getötet! Ich habe seinen Kopf!
  (Die Tür fällt ins Schloß, Schritte entfernen sich.)
  (kichert im Fortlaufen.)
Tom: (atmet ein) Die Tür ist zu. Und weg ist sie.
Eireen: Ts! Sie hat total den Verstand verloren. Sie weiß überhaupt nicht, was sie sagt.
Tom: (skeptisch) Sie weiß nicht, was sie sagt? Ich glaube doch! Hast du nicht gehört? Sie hat es zugegeben, daß sie den Mann im Gasthof getötet hat.
Eireen: Nicht nur Finistra ist wahnsinnig. Ich glaube, Dr. Stein ist es auch. Wie kann er glauben, daß dieses Monster ein menschliches Wesen wird?
Tom: Hm ... Mja, und warum sollte es das nicht werden?
Eireen: Tom, denk' doch mal nach: Wenn Finistra die Wahrheit gesagt hat, dann hat dieses Ungeheuer die Hand und den Kopf eines Vampirs!
Tom: Geht das nicht ein bißchen zu weit?
Eireen: Überhaupt nicht! Jetzt begreife ich.
  (Eine Uhr schlägt einmal.)
  Man sagt, daß die Vampire das Tageslicht scheuen. Ja, weil sie im Licht der Sonne zu Staub verfallen.
Tom: (nickt überlegend) Zu Staub verfallen ...
Eireen: So, wie der Tote im Gasthof. Nur seine Hand und sein Kopf sind noch da. Dr. Stein hat sie mit dem Körper des Monsters verbunden.
Tom: Das glaub' ich nicht, Eireen, ich glaub' das nicht so ohne weiteres. Davon will ich mich erst überzeugen.
Eireen: Wie willst du das machen?
Tom: Hier liegt ein Kreuz aus Holz. Man sagt doch, daß Vampire vor dem christlichen Kreuz zurückschrecken.
Eireen: (genervt) Was hast du jetzt wieder vor ...?
Tom: Ich werde diesem Monster das Kreuz unter die Nase halten, dann werden wir ja sehen ...
Eireen: Oh nein, Tom, das wirst du nicht tun! - Bitte laß uns lieber verschwinden.
Tom: (schmunzelt) Warum soll ich denn das nicht tun?
Eireen: Das Monster ist ein Riese! Was passiert, wenn er aufsteht und uns angreift!?
Tom: Ach, das ist doch lächerlich, komm jetzt, oder willst du hier alleine bleiben?
  (Tür wird knarrend geöffnet, Schritte.)
Eireen: Keine Sekunde!
Tom: Na, also los, dann komm! Hier entlang.
   
  (Musik.)
  (Musik mit merkwürdigen Schritteffekten, vermischt mit der "Intromusik der Klassiker".)
   
Eireen: Hoffentlich ist Dr. Stein nicht im Labor.
Tom: Das werden wir ja sehen.
  (Tür wird knarrend geöffnet; Laboratmosphäre.)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
  Dr. Stein ist nicht da. Wir sind allein mit dem Monster ...!
Eireen: Oh, bitte sei vorsichtig, Tom!
Tom: Bin ich, bin ich, ich halte ihm nur das Kreuz vor die Nase. Und wenn er wirklich den Kopf des Vampirboten - wie hieß der? - Hemator hat, dann - dann müßte er eigentlich reagieren ... Jetzt!
Humunculus: (stöhnt gequält)
Eireen: Tom!
Humunculus: (stöhnt)
Eireen: (erschrickt) Tom?
Humunculus: (stöhnt lauter)
Eireen: Er stöhnt ...
Humunculus: (stöhnt)
Eireen: Er lebt!
Humunculus: (stöhnt verzweifelt)
Eireen: Oh, mein Gott, ich ...
Tom: Siehst du? Er mag das Kreuz nicht, er will ihm ausweichen.
Humunculus: (schreit gedehnt, fast hustend)
Eireen: Tom! Komm zurück! Zurück!
Humunculus: (schreit sirenenartig)
Dr. Stein: (ruft) Was treiben Sie hier!?
Eireen: Dr. Stein, ich habe gar nicht gehört, daß Sie -
Dr. Stein: (erzürnt) Was fällt Ihnen ein!? Wie können Sie mein Vertrauen derartig mißbrauchen!?
Tom: Ihr künstlicher Mensch, Doktor, hat den Kopf und die Hand eines Untoten, eines Vampirs, wußten Sie das?
Dr. Stein: Lächerlich! Verschwinden Sie! Sofort!
Dr. Finistra: (kichert)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Eireen: Das ist Dr. Finistra ...
Dr. Finistra: Ihr werdet der Rache nicht entgehen! Hemator war Draculas letzte Hoffnung! Durch ihn hätte er endlich sterben können! Aber jetzt ist es zu spät! Dracula wird sich rächen, Ihr werdet alle sterben! Sie - und Sie - und auch Sie, Dr. Frankenstein!
  (Musik, eine verlangsamte "Marsch der Monster"-Melodie, setzt im Hintergrund ein.)
Tom: Dr. Frankenstein?
Eireen: Frankenstein?
Dr. Stein: (schreit vor Wut) Hinaus!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Dr. Stein: Ich kümmere mich um die Wahnsinnige! Sie verlassen das Labor! Sofort!
Eireen: Sie sagte ... Dr. Frankenstein!
Dr. Stein: Sie hat den Verstand verloren! Und jetzt gehen Sie! Gehen Sie! (schreit) Gehen Sie endlich!
Dr. Finistra: (kichert)
Tom: Schon gut, schon gut, schon gut, Sie sind der Arzt, Doktor - und Sie wissen, was zu tun ist. Komm, Eireen, wir gehen.
  (Tür wird knarrend geschlossen; Schritte.)
   
  (Musik: die verlangsamte "Marsch der Monster"-Melodie.)
  (Musik.)
   
  (Eine Uhr tickt.)
Eireen: Wie lange willst du noch warten, Tom? Wir dürfen nicht länger in diesem Irrenhaus bleiben, begreifst du das nicht?
Tom: Ach, laß dich doch nicht verrückt machen. Dieses Gefasel da von dieser Finistra, das zählt doch gar nicht.
Eireen: Sie hat ihn Frankenstein genannt! Weißt du, was das heißt?
Tom: Ja, die ist doch plemplem!
Eireen: Dies ist Dr. Frankenstein! Alles paßt zusammen, dieser Mann ist wahnsinnig!
Tom: Dr. Frankenstein ist ein Genie.
Eireen: Er hat ein Monster geschaffen, ein gefährliches Biest, das uns vernichten wird, wenn wir bleiben!
Tom: Ja, ja, ist ja schon gut -
  (Tür wird knarrend geöffnet.)
Dr. Stein: (ruhig und bedächtig) Ach, hier sind Sie.
  (Tür wird geschlossen.)
  Ich habe Sie gesucht, weil ich mich bei Ihnen entschuldigen möchte. War wohl etwas heftig zu Ihnen ...
Tom: Ja, ist ja schon gut, aber wir waren ja auch nicht gerade rücksichtsvoll ...
Dr. Stein: Ich habe eine traurige Nachricht für Sie. Dr. Finistra ist tot.
Eireen: Tot? (atmet verstört aus) Sie - sie war doch eben noch -
Dr. Stein: Sie ist plötzlich zusammengebrochen. Ich konnte sie nicht retten. Sie hätte nicht aufstehen dürfen. Die Verletzung war zu schwer.
Eireen: Oh, mein Gott!
Tom: Ich will sie sehen.
Dr. Stein: Bitte! Ich habe nichts dagegen. Sie liegt in der Kapelle. Gehen Sie hin! Sehen Sie sie an!
Tom: Das werden wir tun, Doktor.
Dr. Stein: Ich habe nicht das geringste dagegen einzuwenden.
Tom: Kommst du mit, Eireen?
   
  (Musik.)
   
  (Heulender Wind, ab und an sind die unheimlichen (künstlich verlangsamten?) Nachtgeräusche zu hören, Turmuhr läutet zweimal; Schritte auf Kies.)
Tom: 2 Uhr schon ...
Eireen: (nickt) Es wird bald hell.
Tom: Hoffentlich. (wechselt auffallend schnell den Standort) So, da wären wir. Mal sehen, ob Frankenstein diese Tür aufgelassen hat.
  (Tür wird knarrend geöffnet, Schritte.)
Eireen: Zünde doch mal die Kerze an.
Tom: Ja. - Wo ist denn dieses Feuerz- ach, hier.
  (Tom benutzt das Feuerzeug.)
Eireen: Da liegt sie. Er hat sie in einen offenen Sarg gelegt.
Tom: Sie ist tot, tatsächlich.
Eireen: (nickt)
Tom: Ich versteh' das nicht ... wieso ist sie plötzlich gestorben?
Eireen: Tom!? (erschrickt) Sieh dir ihren Schädel an.
Tom: Ja, was ist damit? Ich seh' nichts, was meinst du?
Eireen: Dr. Frankenstein hat ihn ... hat ihn geöffnet ... hier. (erschrickt) Oh, nein!
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein - nur die ersten Takte.)
Tom: (panisch) Eireen!
Eireen: (schreit und erschrickt)
  (Musik setzt im Hintergrund ein.)
Tom: Dracula! Zurück! Eireen, komm hierher!
  (Schritte.)
Dracula: Bleiben Sie hier bei mir, Eireen.
Eireen: (atmet furchterfüllt ein) Nein!
Dracula: Bleiben Sie, fürchten Sie sich nicht vor mir. Es tut nicht weh, wenn ich Ihren Hals berühre. So bleiben Sie doch ...!
Eireen: Aaah ... Tom, hilf mir!
Tom: Lassen Sie sie los, Dracula! Hände weg von ihr!
  (Im Hintergrund: Dieselbe Musik setzt wieder ein.)
Eireen: Hilfe!
Dracula: Pah! Sie törichter junger Mann! Sie werden mich nicht aufhalten!
Eireen: Ahhahh ... Nein!
Tom: Aber vielleicht dieses kleine entzückende Kreuz? Was sagen Sie dazu, Dracula?
Dracula: (entsetzt) Neheheinnn ...! Nehmen Sie es weg!
Eireen: (stöhnt)
Tom: Hierher, zu mir, Eireen, komm hierher!
Eireen: (stöhnt schreiend)
Dracula: Hähh ... nehmen Sie es ... weg ...
Tom: Nein, ich werde es Ihnen unter die Nase halten, ich werde es Ihnen ins Gesicht brennen, wenn Sie nicht gehen!
Eireen: Tom ... Hilfe! (stöhnt weiter)
Tom: So ist es gut, Dracula, weiter, weiter, weiter, hinaus mit Ihnen!
Dracula: Nein!
  (Musik setzt im Hintergrund ein.)
  In wenigen Minuten geht die Sonne auf! Ich kann nicht nach draußen gehen!
Tom: Das ist mir doch egal!
Eireen: (stöhnt)
Dracula: Lassen Sie mich zu Finistra! Ich muß sie sehen!
Eireen: (fängt sich langsam wieder) Finistra ist tot!
Dracula: Sie haben gesagt, daß ihr Gehirn fehlt!
Eireen: Äh ja, das stimmt!
Dracula: (erregt) Dann lebt sie also noch, wo ist sie!?
Eireen: Im Schloß im Labor!
Dracula: (wütend) Sie wird meiner Rache nicht entgehen! Sie wird dafür büßen, daß sie Hemator getötet hat, den Boten, der mich erlösen sollte!
  (Wind heult, Schritte.)
Eireen: (atmet aus) Oh, mein Gott, Tom! Beinahe hätte er mich gebissen.
Tom: Ja, aber dieses Kreuz hat ihn davon abgehalten.
Eireen: Also, mir reicht es endgültig, ich bleibe keine Sekunde länger!
Tom: Ich auch nicht.
Eireen: Also dann, fährst du jetzt endlich?
Tom: (unentschlossen) Mjaa ... Allerdings, ich ... ich muß noch mal in dieses Labor.
Eireen: (fassungslos) Oh, warum!?
Tom: Ich muß noch einmal mit Dr. Frankenstein reden.
Eireen: Wozu!?
Tom: Wozu, wozu! Weil bisher noch kein Foto gemacht worden ist, und ohne Foto werde ich dieses verdammte Schloß nicht verlassen! Hier, wir nehmen das Kreuz mit, dann kann uns doch gar nichts passieren ...
Eireen: Also gut. Ich sehe ein, daß ein Bericht über die Vorfälle hier wertlos ist, wenn wir keine Fotos haben.
Tom: Ja. - Ja, und die Kamera liegt oben im Wagen. Komm mit, wir holen sie.
  (Schritte auf Stein; Wind heult; Schritte auf Kies.)
  Es wird tatsächlich schon hell.
Eireen: (nickt)
Tom: So. Hier ist der Wagen. Moment!
  (Autotür wird geöffnet.)
  Und hier ist die Kamera.
  (Autotür wird geschlossen.)
  Das hätten wir.
  (Schritte auf Kies.)
Eireen: Es ist so still. Nichts rührt sich.
Tom: (nickt) Das ist eigentlich zu dieser Stunde völlig normal.
Eireen: Tom? Wir müssen Frankenstein vor Dracula warnen.
Tom: Ja, allerdings. Das hab' ich auch vor. Ich will noch eine ganze Menge von ihm über seinen künstlichen Menschen hören. - Komm mit, hier entlang.
   
  (Musik: die verlangsamte "Marsch der Monster"-Melodie.)
  (Musik mit merkwürdigen Schritteffekten.)
   
  (Schritte.)
Eireen: Glaubst du wirklich, daß er dir die Wahrheit sagt? Er hat uns schon einmal belogen, er wollte uns täuschen.
Tom: Jaja, vermutlich, ja ... Vermutlich hast du Recht ...
Eireen: Er wollte uns dazu mißbrauchen, Berichte über seine angeblich medizinische Großleistung zu veröffentlichen. Und wir sollten ihm dazu verhelfen, auf der ganzen Welt bekannt und berühmt zu werden.
Tom: Ja, aber da hat er sich gründlich in den Finger geschnitten. Nichts dergleichen werden wir tun. Er hat ein Monstrum geschaffen, ein Monstrum, das sich aus den Körperteilen von mehreren Toten zusammensetzt.
Eireen: Wahrscheinlich wird er jetzt versuchen, uns darin zu hindern, die Wahrheit zu schreiben.
Tom: Wie meinst du das?
Eireen: Er könnte das Monster auf uns hetzen!
Tom: Ach, jetzt geht die Phantasie mit dir durch, das wird Frankenstein nicht tun. Außerdem wird uns das Monster nicht gefährlich. Es weicht ebenso wie Dracula vor diesem Kreuz zurück.
Eireen: (entsetzt) Das Kreuz!?
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
  Eh, wo hast du's denn?
Tom: (verlegen) Pff ... Ich hab' es im Wagen liegenlassen, als ich die Kamera herausgeholt habe!
Eireen: Ach, typisch! - Ohne dieses Kreuz gehe ich keinen Schritt weiter, Tom Fawley!
  (Laborgeräusche: Maschinen arbeiten mit verstärkter Aktivität.)
Tom: Frankenstein ist im Labor, er arbeitet.
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Eireen: Sieh doch! Die Lampen flackern.
Dr. Stein: (schreit hilflos auf)
Eireen: Hörst du? Das war Frankenstein!
Tom: Schnell! Ins Labor! Vielleicht braucht er Hilfe.
Eireen: Tom! Tom, nimm eine Kerze von dem Ständer dort. Ich meine, nur für den Fall, daß das Licht ganz ausgeht.
Tom: Ja, keine schlechte Idee.
Eireen: Da! Jetzt ist es ganz aus.
Tom: Ja, Frankenstein benötigt allen Strom für seine Maschinen.
Eireen: Oh, was treibt er nur?
Tom: Hier, halt' mal die Kerze.
Eireen: (nickt)
Tom: Zünd' sie an.
Eireen: Ja.
  (Feuerzeug wird entzündet.)
Tom: Ja ...
Eireen: (nervös) Ich habe dich was gefragt, Tom!
Tom: Ja ja, natürlich hast du mich was gefragt: Was er treibt!? Ich hab' doch keine Ahnung, vielleicht versucht er, das Monster auf die Beine zu bringen.
Eireen: Warte mal!
Dr. Stein: (gibt würgende Laute von sich)
Eireen: Er kämpft mit jemandem!
  (Glas zersplittert, Kampfgeräusche, erstickte Stimmen.)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Tom: Bleib hier. Ich mach die Tür auf.
  (Tür wird geöffnet.)
  Frankenstein!
Humunculus: (schreit)
  (Musik setzt im Hintergrund ein.)
Dr. Stein: (panisch) Gehen Sie weg! Schnell! Fliehen Sie! Schnell!
Humunculus: (schreit)
Eireen: Tür zu! - Tom!
Tom: Wir müssen ihm helfen!
Dr. Stein: Mir können Sie nicht mehr helfen! Es ist zu spät! Das Monster ha-ah!
  (Tür wird knarrend geschlossen.)
Tom: Eireen, wir können ihn doch nicht allein mit dem Monster lassen!
Eireen: Wir können! Komm, weg hier, bevor es zu spät ist!
  (Tür wird geöffnet.)
Tom: Das Monster!
Eireen: Los, Tom! Tom ... Tom, hilf mir!
Tom: Hier durch die Tür!
Humunculus: (röchelt)
Eireen: Oh, sie ist verschlossen!
Tom: Das ist doch unmöglich, sie war doch eben noch auf
Humunculus: (röchelt)
Eireen: Durch die andere Tür dort, schnell! - Oh, das Monster kommt! (schreit auf) Mein Fuß!
Tom: Was ist denn, Eireen?
Eireen: Tom, ich glaube, ich hab' mir den Fuß gebrochen ... Oh, hilf mir, Tom!
Humunculus: (lacht laut und fies)
Tom: Das Monster hat ein Schwert von der Wand genommen!
Eireen: (schluchzt) Tom, ich kann nicht!
Tom: Verflucht, diese Tür ist ja auch zu! (schreit) Aufmachen!
  (Tom klopft und rüttelt an der Tür.)
Eireen: Jemand hat uns eingeschlossen!
Dr. Finistras Stimme: (lacht - gedehnter als sonst)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Eireen: Oh, Tom! Tom, hör doch! Dieses Lachen! Es klingt wie das Lachen von Finistra!
Tom: Finistra ist doch tot, Eireen!
Eireen: Aber ihr Hirn! Vielleicht lebt es ...
Humunculus: (lacht laut und siegesgewiß)
Tom: (schreit) Zurück, Monster, zurück! Zurück mit dir!
Eireen: (stöhnt) Tom ...? Tom, das Tageslicht!
Tom: Das Tageslicht, was ist mit dem Tageslicht?
Humunculus: (röchelt)
Eireen: Zieh' die Vorhänge zurück, schnell! Die Vorhänge!
Tom: Ich komm nicht an diesem Monster vorbei!
Eireen: Du mußt es versuchen! Im Tageslicht zerfällt seine Hand, die das Schwert hält!
Tom: Also, dann los!
Eireen: (schreit) Tom, die Vorhänge!
Tom: Ja, ich hab' sie ja schon! (stöhnt) Äh! Jetzt!
  (Vorhänge werden zurückgezogen.)
Humunculus: (schreit schrill vor Schmerzen, wird schwächer)
Tom: Seine Hand zerfällt zu Staub!
Humunculus: (stöhnt)
Eireen: (atmet erschöpft aus)
Tom: Sein Kopf auch! - Eireen!
Humunculus: (stöhnt ein letztes Mal)
Eireen: (atmet aus) Er ist tot ...
Tom: Beinahe hätt' er mich erschlagen!
Eireen: Oh, mir reicht es jetzt! Komm zum Wagen, Tom!
Tom: Ich habe erst noch ein Wörtchen mit diesem Frankenstein zu reden.
Eireen: Tom, nicht!
Tom: Oh doch!
Eireen: Ich gehe!
Tom: Ich gehe nicht, bevor - (ruft) Dr. Frankenstein, ich - ... Eireen, er ist nicht mehr hier. Dabei konnte er sich eben kaum noch bewegen. Er war doch schwer verletzt, ich hab' es doch gesehen!
Dr. Finistras Stimme: (lacht im Hintergrund - gedehnter als sonst)
  (Im Hintergrund: Musik setzt ein.)
Tom: Wer ist das? Hörst du das, Eireen?
  (Schritte, Tür wird knarrend geöffnet, laufende Schritte.)
  Eireen! Eireen, wo bist du?
  (Schritte, Tür wird geöffnet; Grillenzirpen, ab und an ertönen die unheimlichen (künstlich verlangsamten?) Nachtgeräusche, ein Rabe krächzt hin und wieder, heulender Wind; Auto wird gestartet.)
  Sie ist tatsächlich zum Wagen gelaufen. (ruft) Eireen, warte doch, du kannst doch nicht einfach ohne mich abfahren! Eireen, nimm mich doch mit!
  (Der Wagen entfernt sich.)
  Dieses Biest! (atmet aus) Jetzt kann ich zum Dorf laufen!
  (Der Wagen rollt langsam wieder heran.)
  (freudig) Hah, sie kommt zurück!
Eireen: (lässig) Hallo, junger Mann, suchen Sie etwas Bestimmtes?
Tom: Sag' mal, du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt!
Eireen: (schmunzelt) Komm, steig' ein!
Tom: Ich müßte eigentlich erst noch mit diesem -
Eireen: Ein Wort noch und ich fahre ab, aber dann komme ich nicht wieder zurück!
Tom: Also schön! Also schön, ich beuge mich deiner Gewalt!
  (Autotür wird geöffnet.)
  Wie immer! Ich steige ein!
Eireen: (schmunzelt)
  (Autotür wird geschlossen.)
  Ich hoffe, du hast nichts vergessen. - Oh, hey ... (verwundert, belustigt) Was soll das, was willst du mit dem Kreuz, Tommy?
Tom: (schmunzelt)
Eireen: (lacht) Du brauchst es jetzt nicht mehr!
Tom: (kichert)
Eireen: Hey!? Wieso hältst du mir das Kreuz vor die Nase?
Tom: (kichert) Ich wollte nur mal sehen, wie du darauf reagierst.
Eireen: (schmunzelt) Das Tageslicht, Tommylein, du hast das Tageslicht vergessen. Wenn ich ein Vampir wäre, würde ich zu Staub zerfallen.
Tom: Ah ja ... Jaja, ja, was zweifellos schade wäre, aber ... (schmunzelt) Ein bißchen staubig siehst du schon aus.
Eireen: (schmunzelt) Das kommt von deinen lahmen Witzen. Das hat weiter nichts zu bedeuten.
   
  (Musik.)
  (Musik: "Intromusik der Klassiker".)
   
   


© Transkription: Stefan Schmidt • Versionsvergleich & Umsetzung in HTML: Sven Haarmann (23. Juli 2000)
© Sven Haarmann/Harald Lutz, 25. November 2000